Die Firma Richard Buschner
Gründung
Am 4. Februar 1903 gründete Richard Buschner in Glauchau eine Musterzeichnerei und Jacquardkartenschlägerei. Es sollten die in Glauchau und Meerane ansässigen Webereien mit Entwürfen, Patronen und Jacquardkarten versorgt werden.

Abb.: Die Weberschule Glauchau, um 1900
Da für diese Leistungen eine große Nachfrage bestand und die Qualität und Kreativität der Firma überzeugte, wuchs das Unternehmen relativ schnell und arbeitete nun auch mit den großen Webereien in ganz Deutschland zusammen.

Abb.: Dankesschreiben für die Glückwünsche zum 25. Firmenjubiläum
Die Glauchauer Entwürfe, Patronen und Jacquardkarten waren sehr begehrt. So entstanden zahlreiche Muster für Kleiderstoffe, Gardinen, Deko- und Möbelstoffe, Teppiche, Schlafdecken, Handtücher, Krawatten oder Bettwäsche.
Musterweben:
Bei der einfachen Verkreuzung von Kettfäden und Schußfäden ("Leinenbindung") müssen die
Kettfäden immer nur abwechselnd gehoben und gesenkt werden. Dies geschieht durch zwei sog. Schäfte, die abwechselnd
für den Schußfaden ein sogenanntes Fach öffnen und schließen. Für die Bildung von Mustern müssen einzelne Kettfäden übersprungen
werden. Für komplizierte Muster müssen hunderte von verschiedenen Fächern ausgebildet werden. Dies ist nur noch mit einer
zusätzlichen Zugeinrichtung zu bewältigen, dem sog. Harnisch, der von mindestens einer zweiten Arbeitskraft betätigt werden
muß. Es ist leicht nachzuvollziehen, daß aufwendig gemusterte Stoffe ausgesprochene Luxusartikel waren, zumal wenn sie aus
Seide gewebt wurden. 1735 wurde in Wien eine Art Nockenwalze für die Steuerung erfunden,
die über kleine Häkchen die jeweiligen Harnischfäden direkt anhob, so daß die zweite Arbeitskraft überflüssig wurde.
Der Umfang des Musters war allerdings durch die Größe der Walze stark limitiert. 1804 verbesserte Jacquard die Maschine.
Die wesentliche Verbesserung seines Musterwebstuhls gegenüber allen seinen Vorläufern besteht darin, daß es ihm gelingt,
das Endlosprinzip der Lochkartensteuerung mechanisch an den Platz der Nockenwalze zu setzen.
(Bild: Jacquardwebstühle 1902)
Nach dem Tod von Richard Buschner übernahm dessen Schwiegersohn, Max Lorenz, im Jahr 1932 das Unternehmen. Die Zahl der Beschäftigten wuchs weiter. Bis zum Ende des II. Weltkrieges gab es 28 Angestellte. Nach dem Krieg arbeitete die Firma bis zum Mauerbau zu etwa 50 Prozent für westdeutsche Webereien. Außerdem war sie mit ihrer Vielfalt ihrer Dessins im gesamten sächsischen und thüringischen Raum tätig. 1956 wurde sein Sohn Wolgang Lorenz Mitinhaber und 1978 Inhaber der Firma.

Abb.: Gewerbeerlaubnis von 1958
Eingebettet in die deutsche Geschichte durchlebte das Familienunternehmen mit seinen engagierten Mitarbeitern im Verlauf von nun mehr als 100 Jahren Höhen und Tiefen der Wirtschaft, eine rasante Entwicklung der Technik, Kriegs- und Nachkriegsjahre, das geteilte Deutschland, Planwirtschaft und die Wendezeit.
Der Neubeginn
Das Jahr 1990 war vergleichbar mit einer Neugründung. Gewohnte Strukturen lösten sich auf, viele Webereien im Osten Deutschlands wurden liquidiert. Bisherige potientielle Auftraggeber waren einfach nicht mehr vorhanden. Für die Firma war das eine große Herausforderung.
Der Start in die Marktwirtschaft war mit hohen Investitionen in die Computertechnik verbunden, aber vor allem mit größtem persönlichen Engagement des Firmeninhabers. Es gelang dauerhafte geschäftliche Partnerschaften mit Webereien im In- und Ausland aufzubauen.
Nur wenigen Unternehmen ist es vorbehalten über mehrere Generationen geführt zu werden. Diese Tradition wird in der Firma Richard Buschner durch die Tochter des im September 2007 verstorbenen Herrn Wolfgang Lorenz, Frau Bettina Heinze, fortgesetzt.